Tag des Buches
Wem das Jahr nicht genügend „gewöhnliche“ Feiertage bietet, der macht sich seine eigenen. Schließlich gibt es immer etwas, das sich zu zelebrieren lohnt. Und so gibt es einen Tag der Schokolade, den Star-Wars-Tag oder auch den Tag des schlechten Wortspiels. Ich verfolge diese Festivitäten nicht sonderlich, meist sind mir die Themen zu banal oder albern. Außerdem finde ich, dass Schokolade an jedem Tag des Jahres gut schmeckt, warum sollte ich mich beschränken?
Heute jedoch bin ich ausnahmsweise einmal ganz aufmerksam, denn der 23. April ist der Weltbuchtag. Viele Schulen und Bibliotheken in Deutschland begehen diese Gelegenheit mit speziellen Unterrichtsstunden oder Vorleseaktionen. Zudem wird nur heute ein kostenloses Buch angeboten. Soweit ich das beurteilen kann, ist es sehr hübsch illustriert und richtet sich vor allem an ein jüngeres Publikum. Zwar behaupte ich immer, dass ich im Grunde erst fünf Jahre alt sei, dennoch kann mich das Gratisbuch nicht so recht begeistern (abgesehen davon, dass ich nicht wüsste, wie ich an es herankommen sollte – zur Schule gehe ich schließlich nicht mehr). Auch scheinen sich die Feierlichkeiten insgesamt eher an Kinder zu richten.
Ich finde das ein wenig schade, denn auch wir „Großen“ sollten den Tag des Buches gebührend begehen! Am besten beginnen wir mit einer gemütlichen Stunde ausführlichen Schmökerns in unserem Lieblingswälzer, während wir uns eine vorzügliche Tasse Tee gönnen. Danach gehen wir zu unserem Buchregal und streicheln über die vielgestaltigen bunten Buchrücken. Wer mag, kann gern das ein oder andere Werk herausnehmen und in Erinnerungen an außergewöhnliche Lesemomente schwelgen. Anschließend gehen wir zu dem schmucken kleinen Buchladen an der Ecke, den wir sonst immer nur eilig passieren, treten ein und bummeln ausführlich durch die Regalreihen. Vielleicht findet sich ja sogar ein neuer Mitbewohner für die Bücher zu Hause. Natürlich freut sich auch die Bibliothek in unserem Stadtteil über einen Besuch. Und neuen Lesestoff kann man nie genug haben! Auf dem Weg nach Hause versuchen wir, so viele Leute wie möglich zu irritieren, indem wir die Nase demonstrativ in ein Buch stecken. Die ganzen Handysüchtigen an der Haltestelle der Straßenbahn wissen vielleicht schon gar nicht mehr, wie so ein lesender Mensch überhaupt aussieht. Eine Buchstabensuppe zum Abendbrot muss es nicht unbedingt sein, aber lustig wäre es schon. Am Ende des Tages lehnen wir uns gemütlich auf unserer Couch zurück, schalten den Fernseher ab und lesen ein gutes Buch. Na, klingt das einladend?
Ja gut, heute ist Sonntag und der Buchladen hat bestimmt geschlossen. Die Bibliothek vermutlich auch. Aber lesen und Bücher streicheln können wir ja trotzdem! Komm, schnapp dir ein dickes Buch, nimm schon mal Platz und mach es dir gemütlich. Ich setze uns Wasser auf.