Das zufällige Glück
Wir saßen bei einer schönen Tasse Tee und mein Pa erzählte von den Dingen, mit denen er sich gerade intensiv beschäftigt, von denen er vor kurzem gelesen hat, zu denen er interessante Bilder sah, die ihm durch den Kopf schwirren. (Das macht er gern.) Seit Jahren hegt er eine rege Begeisterung für Japan und all die Kuriositäten, die sich dort finden lassen. So war es nicht weiter verwunderlich, dass er an jenem Tag von den Maneki-neko berichtete, den winkenden Glückskatzen. Diese stehen oft in den Eingängen von Geschäften und Häusern und sollen, je nachdem mit welcher Hand sie winken, Geld oder Gäste anlocken. Als besonders wirksam gelten dabei die dreifarbigen Katzen, da diese in der Natur nur selten vorkommen. Mein Pa erzählte also mit Freude und leuchtenden Augen, während ich ihm gegenüber saß und mir ein breites Grinsen verkneifen musste, denn…
…wie es der Zufall so will, arbeitete ich seit einigen Tagen an einem Stickbild, das eine solche Glückskatze zeigt. Ein Aufeinandertreffen von Ereignissen, das vor allem aufgrund der Thematik für viel Erheiterung bei mir sorgte. Was für ein glücklicher Zufall, nicht wahr?
Übrigens, der Zufall ist das Eintreffen einer Wahrscheinlichkeit. Egal, wie niedrig diese Wahrscheinlichkeit ist, solange es nicht unmöglich ist, wird es passieren. Vielleicht nicht heute und auch nicht morgen, aber irgendwann garantiert. Schließlich gibt es immer wieder Lottogewinner. Und so ist es auch nicht weiter erstaunlich, dass mein Pa gerade dann von den Maneki-neko erzählt, wenn ich mich selber gerade damit beschäftige – wenn auch auf ganz andere Art.
Als Mathematikerin hebt mich diese Wahrscheinlichkeitserfüllung nicht besonders an. Die Vorlesungen zu Wahrscheinlichkeitstheorie und Statistik haben allen solchen „Schicksalsfügungen“ längst jeden Zauber genommen. Als Mensch jedoch kann ich mich eines leichten Erstaunens und eines fröhlichen Lachens nicht erwehren. Zum Glück.